Die Gemeinde Hanau erlebte am 20. November 2022 erneut einen Festgottesdienst. Bischof Jürgen Kramer leitete den Gottesdienst und spendete Priester i.R. Walter Gebhardi und seiner Frau Regina den Segen zur Goldenen Hochzeit.
Der Gottesdienst begann mit dem Gemeindelied „Ich will streben nach dem Leben“. Bischof Kramer legte dem Gottesdienst das Textwort aus Psalm 139, 16. „Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.“ zugrunde.
Der Chor führte in den Gottesdienst mit dem Lied: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.
Der Bischof führte in seiner Predigt aus:
Der liebe Gott vermag es, dass durch einen Gottesdienst und auch durch ein solches Lied, der Traurige getröstet wird und der Freudige nicht heruntergezogen wird und belastet und deprimiert aus diesem Gottesdienst geht, sondern jeder etwas mitnehmen kann, was ihn ein Stück nach vorne bringt.
Wie sieht uns Gott
Wir sind momentan in der Zeit, wo man sich mitunter verkleidet, besonders die Kinder, wo man Masken anlegt, um etwas sein zu wollen, was man eigentlich gar nicht ist. Der Apostel sagte unlängst der Jugend „Spiel nicht den Starken!“, das wäre eine Maske.
Bonhoeffer schrieb 1943 , wie er von Anderen gesehen wurde. Man sah in ihm den Gelassenen, den Starken, den Freundlichen. Er fragt sich selbst „Wer bin ich?“ Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, … müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen? Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“
Es kommt nicht darauf an, wie uns Andere sehen, unter Umständen auch nicht, wie wir uns selbst sehen. Wie uns Gott sieht, ist maßgebend und entscheidend. Gott kennt uns und er nimmt uns so an, wie wir sind.
Bücher, die unser Leben betreffen
Der Bischof nannte einige Bücher, die unser Leben betreffen.
Gott ‚schreibt Bücher‘. Da gibt es das „Buch der Menschheitsgeschichte“, die Heilige Schrift. Sie ist vom Heiligen Geist inspiriert und berichtet von der Schöpfungsgeschichte, vom Weg des Volkes Israel, der so wechselhaft war, was das Vertrauen zu ihrem Gott betraf, vom Erlösungswerk Jesu Christi bis hin zum Ausblick auf die neue Schöpfung. Aus diesem Buch sollten wir schöpfen. Gott ist es, der die Geschichte schreibt, den Anfang und das Ende!
Gott schreibt auch das „Buch des Lebens“ für jeden einzelnen von uns. Er hat uns gesehen, bevor es die Welt gab. ER hat uns auf diese Erde gegeben. Es ist sein Wille, dass wir da sind. Wir sind nicht ungewollt oder gar ein Unfall. So möge niemand denken! Es ist seine Liebe, die uns auf unserem Weg gestellt hat und auch begleitet, wenn wir einmal einen falschen Weg gehen sollten.
Bischof Kramer nennt ein weiteres Buch: In der Offenbarung lesen wir vom „Lebensbuch des Lammes“. Wir sind mit einer unauslöschlichen Schrift in dieses Buch eingetragen durch die Heilige Versiegelung. Damit ist aber nicht alles gut. Es ist zwar die Voraussetzung, am Tag des Herrn angenommen zu werden, aber kein Automatismus. Es ist notwendig, Jesus nachzufolgen, wo er uns hinführt. Dabei erkennen wir: „Du musst ziehen, mein Bemühen ist so mangelhaft…“. Dann kommt er und schenkt die Kraft dazu.
Am Ende wird das „Buch des Gerichts“ aufgetan. Gott ist auch ein Richter, aber einer der barmherzig ist, einer der die Voraussetzung gibt, dass wir trotz allen Unvermögens vor ihm bestehen können. Wir erstreben, als Braut Christi nicht ins Gericht gehen zu müssen. Aber dazu ist von unserer Seite ein gewisser Ernst notwendig. Unser Glaube läuft nicht irgendwo nebenher. Glaube ist etwas Ernstes.
„Wir warten dein, o Gottessohn, und lieben dein Erscheinen…“ Das soll immer an erster Stelle stehen.
Der Chor bereitete die Predigtzugaben von Hirte Dieter Emmerich und Bezirksevangelist Jens Schölzel mit dem Lied „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“ vor.
Nach der Feier des Heiligen Abendmahls sang der Chor für das Goldhochzeitspaar das Lied „Betende Hände braucht unsere Zeit“.
Aus der Ansprache an das Goldhochzeitspaar
Vielleicht kommt hier und da in der heutigen Zeit das Beten mal ein wenig zu kurz.
Ihr habt es euch vorgenommen, so verstehe ich euren Liedwunsch, dass dies bei euch nicht passieren soll. In eurem persönlichen Lebensbuch war, ist und bleibt Gott der Schreiber.
Er hat alles gefügt, wie ihr euch kennengelernt habt. Es war Gott, der bei eurer Freundschaft, dann bei eurer Beziehung, schließlich bei eurer Ehe in euer Lebensbuch geschrieben hat. Ihr habt gezeigt: Wenn der Herr ruft, dann sind wir da, auch wenn er zu Amt oder Aufgaben in der Gemeinde gerufen hat. Wenn irgendwo Not war, dann wart ihr da. Ihr habt euch helfend und unterstützend in die Gemeinde eingebracht. Euer Glaube und euer Gottvertrauen waren tragend, ihr habt nicht vom Herrn gelassen.
Für Euren weiteren Weg gebe ich euch Psalm 139, 5 als Sicherheit und Gewissheit: „Von allen Seiten, [von vorne, von hinten, von rechts und von links, von oben und von unten], umgibst du uns und hältst deine Hand über uns.“ Lasst Euch diese Gewissheit nicht nehmen.
Es folgte der Segen zur Goldenen Hochzeit.
Danach wurde der Gottesdienst mit Gebet und Schlusssegen beendet.
23. November 2022
Text:
Gerhard Wagner
Fotos:
Angela Petersen