Dortmund. Ein Gottesdienst für alle – in neuapostolischen Gemeinden ist das häufig geübte Praxis, wenn der Stammapostel einen Gottesdienst für die jeweilige Gebietskirche feiert. Am gestrigen Sonntag leitete Bezirksapostel Rainer Storck einen Videogottesdienst, aus einem ganz anderen Grund.
Die Corona-Pandemie hat die Welt im Griff. Überall fallen Gottesdienste aus, das kirchliche Leben, wie es die Gemeinden bis jetzt gewohnt waren, kommt – wie das gesellschaftliche Leben generell – allmählich zum Erliegen. Umso wichtiger ist es, die Verbindung untereinander aufrecht zu erhalten. Grund genug für Bezirksapostel Rainer Storck, einen zentralen Gottesdienst in seiner Gebietskirche Westdeutschland anzubieten. Schwierige Zeiten brauchen kreative Lösungen. Seine Kernaussage dabei: „Die Gegenwart Jesu ist nicht abhängig von der Anzahl der Personen, sondern von der intensiven Nähe zu Christus.“
Zwei oder drei – in seinem Namen
10 Uhr, Sonntag, 15. März 2020: Eine ganz kleine Gemeinde hat sich im Feierraum der neuapostolischen Kirchenverwaltung in Dortmund versammelt. Das Lied zum Eingang in den Gottesdienst ist schon vielsagend: „Lobe den Herrn, o meine Seele.“ Jeder Vers endet mit einem zweifachen „Halleluja“. Er wolle, so der Bezirksapostel, die derzeitige Situation weder kleinreden noch dramatisieren. Wichtig sei ihm, Gott gegenüber Dankbarkeit zu zeigen für all das, was er Gutes tut. „Das dürfen wir nicht vernachlässigen.“
Der Leiter der Landeskirche Westdeutschland predigte nach dem Bibeltext aus Matthäus 18,20: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Und viel größer war die kleine Gemeinde vor Ort nicht. Allerdings waren viele Tausend Zuhörer oder Zuschauer angeschlossen: Per Internet, per Telefonübertragung oder per Livestream auf YouTube.
Die Geringsten nicht vergessen
Bezirksapostel Storck wies eingangs die Gemeinde darauf hin, dass es weltweit in vielen Ländern solche Krisenzeiten gebe. Darunter seien Regionen, in denen christliche Kirchgänger Angst vor Übergriffen und Repressalien hätten oder sogar vor Tod und Gewalt. In anderen Gebieten könnten gar keine Gottesdienste angeboten werden, weil es keine regulären Gemeinden gibt – da schreiben die Apostel per Post einen Seelsorgebrief an die isolierten Gemeindemitglieder. So gesehen sei der Bibeltext auch heute noch Realität: „Jesus Christus ist da, wenn wir uns in seinem Namen versammeln.“
Der Bezirksapostel appellierte an seine Glaubensgeschwister, beieinander zu bleiben und ständig die Gemeinschaft mit dem Herrn im Gebet zu suchen. Auch die Nächstenliebe bekomme in solch schwierigen Zeiten eine wichtige Dimension – damit verwies er auf das Bibelwort aus Matthäus 25,40: „Was ihr getan habt, einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“. Es sei Aufgabe der christlichen Gemeinde, den Hungrigen Nahrung zu geben, den Durstigen ihren Durst zu stillen, die Fremden aufzunehmen, die Nackten zu kleiden, die Kranken und die Gefangenen zu besuchen – das sei immer noch und gerade in Krisenzeiten ein wichtiger Auftrag der Nächstenliebe. Und als eine besondere Aufgabe für alle gab Bezirksapostel Rainer Storck mit: „Gib dem Geringsten, der auf deiner Sympathie-Tabelle ganz unten steht, noch einmal eine Chance.“
Gebete für die Verantwortungsträger
In seinem Abschlussgebet in diesem bemerkenswerten Gottesdienst erinnerte der Bezirksapostel besonders an die Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen. Er betete für das medizinische Personal, die Ärzte und das Pflegepersonal in den Krankenhäusern, dass sie die physische und psychische Kraft haben, für die vielen Erkrankten und ihre Familien da zu sein.
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Übernommen von www.nak.org am 16.03.2020