Am 24. August 2016 ist Bezirksältester i. R. Walter Wolf im Alter von 91 Jahren nach kurzer Krankheit heimgegangen. Am 02. September 2016 hielt Bezirksapostel Bernd Koberstein einen Trostgottesdienst zum Heimgang des Bezirksältesten in der Kirche in Hanau. Rund 300 Glaubensgeschwister aus dem Kirchenbezirk Offenbach, Freunde, Weggefährten und Angehörige haben an diesem Gottesdienst teilgenommen.
Der Bezirksapostel legte diesem Gottesdienst das Wort aus 2. Timotheus 2,8 zugrunde: ‚Halt im Gedächtnis Jesus Christus‘. Zu diesem Wort sagte der Bezirksapostel, dass der Heimgegangene selbst ein paar Gedanken zu diesem Trostgottesdienst niedergeschrieben hatte und sinngemäß schrieb er: ‚Wenn man mich den fragen würde, dann würde ich diese Wort nehmen‘. Der Bezirksapostel sagte: ‚Es ist mir eine Ehre diesen Gottesdienst halten zu dürfen‘. Den Bezirksältesten zeichnete eine tiefe Demut aus und er war ein Mann der Liebe. Ihn zeichnete ein Geist der Besonnenheit und Weisheit aus. Er hat im Ruhestand aufgeschaut zu denen, die Gott jeweils als Segensträger in der Gemeinde, im Bezirk und der ganzen Kirche gegeben hat. Er hat immer seine eigene Persönlichkeit hinten angestellt und so ist das Textwort ‚halt im Gedächtnis Jesus Christus‘ wie ein Vermächtnis.
In den Gedanken, die der Bezirksälteste zu diesem Gottesdienst aufgeschrieben hatte forderte er auf: ‚Feiert mit mir diesen Sieg, dass ich es geschafft habe‘. Der Bezirksapostel erwähnte hierzu das Bibelwort:‘ Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat‘. Er hat Glauben gehalten trotz mancher Enttäuschungen und Erschütterungen.
Das Eingangslied GB Nr. 433: ‚Teuer ist der Tod der Deinen‘ und auch das Lied GB Nr. 410: ‚Ich weiß nicht, wann Christus der König erscheint‘ hatte der Bezirksälteste in den Gedanken erwähnt. Es war eines seiner Lieblingslieder aus dem neuen Gesangbuch. Die Gemeinde sang dieses Lied vor dem Mitdienen von Apostel Opdenplatz.
Der Bezirksapostel rief Apostel Gert Opdenplatz auch ein paar Worte an die versammelte Gemeinde zu richten. Der Apostel hatte Gelegenheit den Bezirksältesten kurz bevor der Bezirksälteste in jene Welt zog noch einmal im Krankenhaus zu besuchen. Der Apostel drückte seine Wertschätzung gegenüber dem Bezirksältesten aus und sprach von dem einen und anderen Besuch, den er bei dem Bezirksältesten machen durfte. Der Apostel sagte aber auch, dass es sicher im Sinne des Heimgegangen ist, dass er auch in diesem Gottesdienst den Bezirksevangelisten Heinz Stetter erwähnen würde, der auch schon in der Ewigkeit ist. Diese beiden Männer haben über Jahrzehnte den Kirchenbezirk Offenbach geprägt.
Der Sohn des Bezirksältesten i. R. Walter Wolf, der Hirte Stephan Wolf las anschließend einen Lebenslauf seines Vaters vor:
‚Walter Wolf wurde am 19.12.1924 in Giessen geboren, hier wurde er auch in der evangelischen Kirche getauft. Kurzdarauf zog die Familie zurück nach Frankfurt.
Als er neun Jahre alt war, starb sein Vater. Von da an herrschte – wie bei vielen Familien – tiefe Armut. Dazu schreibt mein Vater in seinem Nachlass an uns:
Grenzenlos dankbar bin ich für alles, wirklich für alles – ich habe nur die Hand des Herrn erlebt! Ich bin dankbar für meine Eltern – besonders für meine Mutter, die mich beten, glauben, auf den Tag Christi hoffen lehrte. Ihre beiden „Schlitzer“ Sprüche sind mir unvergessen:
< Bei Gott gibt es kein Warum >
< Es ist für nichts so schlimm, es ist für etwas gut >
Mein Vater starb zu früh; es war aber die Wegbereitung, dass wir apostolisch wurden - Gott sei Dank!
Unvergessen ist seine Erzählung von dem Heimweg nach der Versiegelung: Hand-in-Hand mit seiner Mutter ist er einige Kilometer gelaufen und sie haben dabei gesungen: Wahre Freuden sind den Christen nur bekannt. Weiter schreibt er:
Ich war Soldat, tausendfach war die Bewahrung – Gott sei Dank ! Ich wurde verwundet, aber ein Vierteljahr später brach die Ostfront zusammen, ich blieb davor bewahrt – Gott sei Dank ! Ich hatte eine wunderbare hingebungsvolle Frau, meine Erika, die Mutter meiner Kinder, die mit mir die Arbeit und Mühe teilte – Gott sei Dank ! Ich habe liebe Enkelkinder – Gott sei Dank ! Erika starb viel zu früh, aber ich habe abermals heiraten dürfen, auch eine wunderbare Frau, wir hatten immer dieselben Gedanken, wir hatten die gleichen Vorhaben. Ich durfte mit ihr einen wunderbaren Ruhestand erleben – Gott sei Dank ! Meine wunderbare Hildegard, die mir mehr als wirklich jeden Wunsch erfüllte, starb mir zu früh und zu schnell, aber ich fand in Aschaffenburg Aufnahme: Da, wo ich wohne und in der schönen Gemeinde Aschaffenburg – Gott sei Dank ! – Ich durfte ein Diener im Hause Gottes sein, fast 44 Jahre – welche Gnade – Gott sei Dank ! Mit Jakob muss ich sagen: „Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue ….“
Dankbar bin auch dem Bezirksapostel, dem Apostel und dem Bischof, die jetzt mir gedient haben, allen Brüdern aus der Gemeinde Aschaffenburg, samt und sonders. Aber auch in jener Welt: Stammapostel Bischoff, der wie ein Vater zu uns war, Apostel Buchner, von dem ich die Ämter (bis auf das letzte) empfangen habe, Bischof Weine, mit dem mich eine Vertrautheit ganz besonderer Art jahrelang, bis zu seinem Heimgang verbunden hat, dem Diakon Brandt, der mich als Kind unterrichtet hat und der nahezu täglich nach mir sah, und vielen, vielen anderen.
Nur bitte ich um eins: Feiert mit mir den Sieg ! „Seid nicht traurig wie die anderen, die keine Hoffnung haben . . .“, schrieb schon Apostel Paulus. Freuet euch mit mir, dass ich es endlich geschafft habe, dass ich endlich die wiedersehe und wiederhabe, die mir voraufgegangen sind.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, außer …
lieber Vater und lieber Opa, dir war aus deinem Blickwinkel kein „Tod erster Klasse“ vergönnt! Aber für uns war es wunderbar sich ganz bewusst von dir verabschieden zu können, dir nochmals zu danken und dich auf der letzten Wegstrecke begleiten zu dürfen.
Wir lieben dich – deine Kinder, mit allen die dazugehören‘
2. September 2016
Text:
Bernd W. Kiesel