Am Sonntag den 11. Oktober 2020 konnte endlich der diesjährige Konfirmationsgottesdienst stattfinden. Eigentlich war dieser Gottesdienst bereits für den 3. Mai geplant, allerdings waren zu diesem Zeitpunkt wegen der Corona-Pandemie keine Präsenzgottesdienste möglich, weshalb auch die Konfirmation verschoben werden musste.
Da die Kirche in Klingenberg in Anbetracht der zu berücksichtigenden Corona-Maßnahmen zu klein war, wurde kurzerhand für diesen besonderen Tag der Kleine Saal des Bürgerzentrums Elsenfeld angemietet, der auch unter Einhaltung aller notwendigen Hygiene- und Abstandsregeln ausreichend Platz für die fast 70 Gottesdienstteilnehmer bot.
Bischof Kramer stellte den Konfirmationsgottesdienst unter das Bibelwort aus Hebräer 8 Vers 10: „Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will meine Gesetze in ihren Sinn geben, und in ihr Herz will ich sie schreiben und will ihr Gott sein, und siesollen mein Volk sein“.
Die Zusage Gottes galt im alten Bund zunächst allein dem Volk Israel. Damit war dieser Bund nur für eine begrenzte Anzahl Menschen gültig. Jesus begründete aber mit seinem Opfertod einen neuen Bund zwischen Gott und den Menschen, der viel weitreichender war und noch immer ist.
„Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. Jesus sagte dies zu seinen Jüngern bevor er zurück zu seinem Vater ging. Er sagte aber auch: „Es ist gut, dass ich von euch gehe, denn dann kann Gott den heiligen Geist geben, der wird immer bei euch sein“. In diesen neuen Bund wird ein Christ durch die Taufe aufgenommen. Erfolgt die Taufe bereits im Kindesalter, übernehmen zumeist die Eltern zunächst die Verantwortung für ihre Kinder. Bei der Konfirmation bekräftigt der mündige Christ dann seine Zugehörigkeit zur Kirche Christ. Er tut dies aus freien Stücken und dies soll auch keine Bevormundung sein oder nur einer Tradition folgen.
Jeder von uns kann im Konfirmationsgelübde seine Treue zum christlichen Glauben immer wieder erneuern. Hier gelobt der Sprechende auch seinen Gehorsam Gott gegenüber. Bischof Kramer führte aus, dass Gehorsam oft mit Einschränkungen und Verboten in Verbindung gebracht wird und wir als freie Menschen uns gerne selbst verwirklichen und Gehorsam deshalb nicht gerne dazugehört.
Er wies den Konfirmanden darauf hin, dass Gott in diesem Gehorsam aber keine Einschränkungen der eigenen Lebensgestaltung fordert: jeder ist frei in seiner Lebensplanung oder Freizeitgestaltung. Vielmehr solle er diesen Gehorsam im Sinne von „Leitplanken“ auf dem Lebensweg sehen. Auch wenn Leitplanken vielleicht manchmal nicht gerade sehr schön erscheinen, sind diese doch z.B. im Straßenverkehr unheimlich wichtig, ja manchmal lebensrettend. Sie sind damit ein Schutz für jeden Einzelnen und bewahren davor, vom richtigen Weg abzukommen oder wenn man mal einen Fehler macht. Dabei sollten wir auch immer wieder auf unsere „innere Stimme“ hören. Hin und wieder sagt uns diese: „Bitte wenden!“ So kennen wir es auch von unseren Navigationsgeräten, wenn wir uns mal in die falsche Richtung bewegen. Beim Herrn bleiben heißt, immer in die richtige Richtung zu gehen. Ansonsten laufen wir in Gefahr zu sündigen.
Und dies kann schon in ganz kleinen Dingen der Fall sein, z.B. wenn wir nur auf das Äußere einer Person schauen. „Was ist denn das für einer/eine?“ Wir urteilen ganz schnell nach dem Äußeren, ohne die Person überhaupt näher zu kennen. Schon das ist Sünde.
In das Herz schauen, so wie Jeus es tat – das ist wichtig. Deshalb gab Jesus auch das Gebot: „Du sollst Gott über alles lieben und deinen Nächsten wie dich selbst“. Und diese Nächstenliebe ist in unserer Zeit mehr denn je gefordert.
Nach der Sündenvergebung las die Konfirmandin des Vorjahres einen Brief des Stammapostels vor, der den Konfirmandinnen und Konfirmanden des Jahres 2020 gewidmet war. Und dann kam der Augenblick, an dem der Konfirmand die Verantwortung für seinen Glauben übernahm, indem er vor Gott und der ganzen Gemeinde das Konfirmationsgelübde sprach. Im Anschluss daran empfing der Konfirmand von Bischof Kramer den Segen zu seiner Konfirmation
12. November 2020
Text:
Thomas Böhringer,
Marco Estermann
Fotos:
Lucas Estermann